Säure / Laugen Ingestion (Ingestion ätzender Substanzen /Caustic ingestion)
06.03.21 - Präzision Steroide: Methyprednisolon (1g/1.73 m2) oder Dexamethason (1 mg/kg/d) wird für die Dauer von 3 Tagen bei einer korrosiven Schleimhautschädigung im Oesophagus empfohlen.
- Key Points
- Risiko für Schleimhautläsionen
- Vorgehen nach Ingestion ätzender Substanzen
- Einteilung Schweregrad der Oesophagus Läsionen
- Komplikationen
- Ernährung
- Nachkontrolle
- Literatur
Autor: Dr. Spalinger (Päd. Gastroenterologie), Dr. Zundel (Kinderchirurgie), Dr. Imahorn (Interdisziplinäre Notfallstation)
Version: 05/2018, akt. 03/2021
Key Points
Die Ingestion von ätzenden Substanzen ist eine lebensbedrohliche Situation, insbesondere da Verätzungen auch die Atemwege schwer beeinträchtigen können.
Es ist kontraindiziert, Kinder zum Erbrechen zu bringen oder Substanzen zur Neutralisation zu verabreichen.
Fehlende Ätzspuren im Mund schliessen eine Ingestion nicht aus!
Inspektion und Reinigung anderer Körperteile, insbesondere Haut und Augen.
Endoskopie: Abhängig vom Schweregrad innerhalb von 24h.
Risiko für Schleimhautläsionen
- Alkalische Lösungen →schwerere Schleimhautverletzungen im Oeosphagus
- Säuren → Magenverletzungen
Ambulant vs. stationäre Überwachung: nach jeder gesicherten Säure- oder Laugeningestion bzw. bei unsicherer Ingestion mit Symptomen wie Salivation, Nahrungsverweigerung, Würgen, Erbrechen und schmerzbedingter Unruhe →Hospitalisation.
Vorgehen nach Ingestion ätzender Substanzen
- Sicherung Vitalparameter
- Unfallhergang, Sicherung Behälter mit verschluckter Substanz
-
Endoskopie
- Zeitpunkt: abhängig von Symptomatik aber innerhalb 24 h nach Ingestion (Durchführung: Kinderchirurgie mit Gastroenterologie)
- Jedes Kind mit vermuteter Säuren/Laugen-Ingestion und Symptomen (orale Läsionen, Erbrechen, Speicheln, Dysphagie, Hämatemesis, Dyspnoe, Bauchschmerzen)
- keine Endoskopie: nach vermuteter Ingestion ohne Symptome
-
Steroide
- Die Verabreichung von Methyprednisolon (1g/1.73 m2) oder Dexamethason (1 mg/kg/d) wird für die Dauer von 3 Tagen bei einer korrosiven Schleimhautschädigung im Oesophagus (Grad IIb) als Stenoseprävention ("may prevent from esophageal stricture") empfohlen.
-
PPI
- 1- 2 mg Omeprazol/kg/d iv
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Antibiotika
- primäre Gabe von Antibiotika (Amoxi/Clavulansäure) nur bei Verdacht auf tiefe Verätzung oder Perforation
Einteilung Schweregrad der Oesophagus Läsionen
Grad 0 |
Keine Verletzung |
Grad I |
Erythem und Ödem |
Grad IIa |
Oberflächliche Ulzerationen und Blutungen, Fibrinbeläge |
Grad IIb |
IIa plus zirkuläre Beteiligung |
Grad III |
Tiefe Ulzerationen, Nekrosen; mit und ohne Perforation |
Komplikationen
- Frühkomplikationen: Perforation, Mediastinitis, Aspirationspneumonie
- Spätkomplikationen: Fistelbildung, Blutung, Stenose
- Strikturen entstehen sowohl bei Laugen- wie auch Säure-Ingestionen.
Ernährung
- Bei schwerer Verätzung ist in den ersten Tagen in der Regel eine parenterale Ernährung notwendig
- Sobald Patient schluckt, kann eine orale Ernährung (klare Flüssigkeit, flüssige Kost) gestartet werden
- Wenn der Patient nicht schluckt, kann unter Sicht eine naso-gastrale (evtl. naso-jejunale) Sonde eingelegt werden
Nachkontrolle
- Radiologische bzw. endoskopische Kontrolle nach ca. 3 - 4 Wochen
Literatur
- Tringali Andrea et al. Pediatric gastrointestinal endoscopy: European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) and European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) Guideline. DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-111002 Published online: 2016 Endoscopy
- Thomsen M, Tringali A, Landi R. et al . Pediatric gastrointestinal endoscopy: European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) and European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) Guideline in press 2016
- Kurzai M, Köhler H. Gastrointestinale Verätzung und Fremdkörperingestion. Monatsschrift Kinderheilkd 2005;153:1197–1208