Croup-Syndrom

15.01.23 - Anmerkung eingefügt: Wenn deutlich <10kgKG dann 0.5mg/kgKG dosieren

18.06.21 - Suchbegriffe eingefügt

17.07.20 - Fehler im Algorithmus (Bezeichnung Adrenalin-Ampulle) korrigiert

Inhaltsverzeichnis

Autor: Dr. Imahorn (INS), Prof. Regamey (Kinderpneumologie)
Version: 08/2017, akt. 07/2020

Suchbegriffe: Krupp, Pseudocroup, Pseudokrupp, Pseudo-Krupp

Klinik

  • (per)-akuter Beginn, meist nachts- oder frühmorgens
  • Heiserkeit
  • inspiratorischer (+ z.T. auch exspiratorischer) Stridor
    bellender Husten ("Seehund")

Aetiologie

  • virale Laryngotracheitis: meist Parainfluenza 1 sowie Parainfluenza 2 und 3, Influenza A, Adeno, RS-Virus, SARS-CoV-2. Im Volksmund auch „Pseudokrupp“ genannt
  • spasmodic croup: unspezifisch, "pseudo" allergisch (häufig bei Wetterumschlag, Nebel im Herbst); meist wiederkehrend. Im Volksmund ebenfalls „Pseudokrupp“ genannt
  • bakterielle Laryngotracheitis (selten, aber mit deutlich höherer Komplikationsrate)
  • Epiglottitis (sehr selten; CAVE: Impfversager bei positivem Hämophilus-Impfstatus)
  • „Echter croup“ = Kehlkopfdiphterie (extrem selten)

Klinische Beurteilung

  • wichtig: Beruhigung von Kind/Eltern; Hektik und Aufregung verschlimmern die Klinik
  • Orientierender Status mit Beurteilung Stridor, Atemnnotzeichen (Einziehungen, Nasenflügeln, Tachypnoe), Herzfrequenz und Blutdruck ("pulsus paradoxus" als indirektes Zeichen ausgeprägter Atemwegsobstruktion)
  • O2-Sättigung

Laboruntersuchungen

  • in der Regel primär nicht notwendig, ev BGA (drohende Erschöpfung, CO2-Retention)
  • ev. Blutbild, CRP und Blutkulturen bei V.a. bakterielle Laryngotracheitis (hohes Fieber, schlechter AZ)

DD

  • Fremdkörper (Pharynx, Larynx)
  • Retro-/Parapharyngeal-Abszess

Therapie

  • Korticosteroide: 0.2 mg/kg Betnesol p.o. einmalig, Wirkungseintritt nach einer Stunde. Bei ambulanten Patienten lohnt sich die Abgabe einer Zweitdosis für den Folgetag!
  • Adrenalin-Inhalationen: bei mittleren bis schweren Formen.
    • 5 Ampullen à 1 mg/ml inhalativ in Vernebler; sofortiger Wirkungseintritt; Dauer allerdings nur 2-3 Stunden; evtl. mehrmalige Anwendung je nach Klinik. Wenn deutlich <10kgKG dann 0.5mg/kgKG dosieren
    • CAVE: Rebound-Effekt nach Wirkungsende; klinische Überwachung muss über 4-6 Stunden ambulant oder stationär garantiert sein!
  • Bei fehlendem Therapieansprechen/Dekompensation oder bei V.a. Epiglottitis: frühzeitige Information IPS mit der Möglichkeit der intensivierten Therapie/Beatmung
  • Antibiotika: in der Regel nicht indiziert (CAVE: bakterielle Form der Laryngotracheitis)
  • Adjuvante Massnahmen: Ruhige Umgebung, Aufregung vermeiden. Abklenkung ("Geschichten erzählen"….)
  • NSAR –Effekt nicht klar dokumentiert, allenfalls Versuch Wert zb Ibuprofen/Diclofenac
  • Luftbefeuchter/Heisser Dampf hat vor allem beruhigenden Effekt; Bedeutung eher historisch. Kein therapeutischer Effekt nachgewiesen. Kein Einsatz im KISPI mehr empfohlen; als Massnahme für zu Hause unter dem Hinweis des Beruhigungseffektes akzeptabel (CAVE: Verbrühungen!)

Informationen für Eltern

Schweizerische Gesellschaft für päd. Pneumonie, Jürg Barben, 2017 (Druckversion)

Literatur

  • Petrocheilou A et al. Viral croup: diagnosis and a treatment algorithm. Pediatr Pulmonol. 2014 May;49(5):421-9