Obstruktive Bronchitis und Asthma-Anfall
21.11.23 - ergänzt mit LINK Elternmerkblätter (auf Papier zum Abgeben vorhanden)
15.07.20 - Salbutamol-Dauertropf angepasst (NICHT 0.1mcg/kg/min, sondern 1-4mcg/kg/min (EPIC-Verordnung erstellt)
21.08.18 - Link auf Asthma-Fragebogen eingefügt
30.08.17 - Magnesiumsulfat: Link auf Dosierungsschema eingefügt. Geändert von Magnesium 20% (im LUKS nicht verfügbar) auf Magnesium 50%
19.08.17 - Hinweis auf Asthma-Behandlungsplan im MedFolio eingefügt unter ambulante Nachbetreuung
- Definition/Einteilung der obstruktiven Bronchitis im Vorschulalter
- Klinische Beurteilung
- Therapie
- Indikation zur Hospitalisation
- Ambulante Weiterbehandlung
Autoren: Prof. N. Regamey (Pädiatrische Pneumologie), Dr. M. Lurà (Pädiatrische Pneumologie), Dr. S. Krieg (Kindernotfall), Dr. P. Imahorn (Kindernotfall), Dr. A. Donas (Kindernotfall), Dr. M. Fontana (Kinderintensivstation), Dr. M. Stocker (Kinderintensivstation)
Version: 04/2017
Definition/Einteilung der obstruktiven Bronchitis im Vorschulalter
Phänotyp A: Episodische virale obstruktive Bronchitis (“episodic viral wheeze”)
- obstruktive Atemprobleme explizit im Rahmen von viralen Luftwegsinfekten
- zwischen den Infektepisoden sind die Kinder beschwerdefrei (gesunde Intervalle von mindestens 6-8 Wochen)
- Fehlen ganz schwerer Verläufe
- Risikofaktoren: Frühgeburt, bronchopulmonale Dysplasie, schwerer RSV-Infekt im ersten Lebensjahr, Tabakrauchexposition
- Meist keine Progression in ein persistierendes Asthma bronchiale
Phänotyp B: frühkindliches Asthma bronchiale („multiple trigger wheeze“)
- obstruktive Atemprobleme auch ausserhalb von viralen Luftwegsinfekten
- „Wheezing“ bei körperlicher Belastung, Lachen oder Agitation, Kälteexposition, Allergenexposition, Umweltverschmutzung
- Häufigkeit und Schweregrad der obstruktiven Episoden
- Intervalle zwischen den Episoden kürzer als 6 bis 8 Wochen
- >3 Episoden pro 6 Monate oder ≥1 Hospitalisation im letzten Jahr
- Risikofaktoren: Atopie (Asthma, allergische Rhinoconjunctivitis, Neurodermitis, Nahrungsmittelallergie) in der PA oder FA (Verwandte 1. Grades)
- Meist Progression in ein persistierendes Asthma bronchiale
Klinische Beurteilung
1. Anamnese
- Typische Symptome: Giemen/Pfeifen („wheezing“), Atemnot, Husten (insbesondere Nachts), Schlafstörungen, Anstrengungsintoleranz, Sprechdyspnoe, Trinkschwäche
- Auslöser von Symptomen = nur Luftwegsinfekte oder auch andere Trigger?
- Atopie Diathese? Passivrauchexposition?
- Frühgeburtlichkeit?
2. Klinische Untersuchung
- Atemfrequenz, SpO2, Zeichen von Atemnot, Sprechdyspnoe, Palpation eines Hautemphysems am Hals
- Auskultation der Lunge: symmetrischer Lufteintritt? Verlängertes Exspirium? Giemen/Pfeifen? „silent chest“ (Zeichen für drohende respiratorische Insuffizienz)?
3. Zusatz-Untersuchungen
- Blutgasanalyse nur bei schwerem Anfall. Merke: ein normaler oder leicht erhöhter pCO2 ist beim Vorliegen einer Tachypnoe Ausdruck einer respiratorischen Insuffizienz
- Thoraxröntgen (eine Ebene) nur bei schwerem Anfall (Auschluss eines Pneumothorax, einer Pneumonie oder bei V.a. Fremdkörper-Aspiration)
- Entzündungslabor (Blutbild, CRP) in der Regel nicht notwendig
Therapie
Therapieübersicht in pdf (zum Druck): Hier klicken
Schweregrad |
Leicht Wheezing, Einziehungen SpO2 > 95%
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Mittel Wheezing, Einziehungen, Sprechdyspnoe SpO2 90-95% |
Schwer Silent chest, Zyanose, Bewusstsein ↓ o. agitiert SpO2 < 90% |
Sauerstoff |
SpO2-Grenze für Sauerstoffbedarf < 90% |
SpO2-Grenze für Sauerstoffbedarf < 90% |
SpO2-Grenze für Sauerstoffbedarf < 90% |
Inhalation |
Salbutamol (Ventolin) DA à 100mcg <6 Jahre: 2-6 Hübe ≥6 Jahre: 2-12 Hübe |
Salbutamol (Ventolin) DA à 100mcg <6 Jahre: 6 Hübe alle 20 min (3x) ≥6 Jahre: 12 Hübe alle 20 min (3x)
Alternativ: Salbutamol (Ventolin) Lsg. 0.5% (5mg/ml) 5mg = 1ml = 20Trp. In 2ml NaCl 0.9% alle 20 min (3x)
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Salbutamol (Ventolin) DA à 100mcg <6 Jahre: 6 Hübe alle 20 min (3x) ≥6 Jahre: 12 Hübe alle 20 min (3x)
Alternativ: Salbutamol (Ventolin) Lsg. 0.5% (5mg/ml) 5mg = 1ml = 20Trp. In 2ml NaCl 0.9% alle 20 min (3x) Bei fehlender Besserung: Ipratropiumbromid (Atrovent) DA à 20mcg
Alternativ: Ipratropiumbromid (Atrovent) Lsg. (125mcg/ml)
Bei Therapieversagen: (am EKG-Monitor, für jedes Alter) Salbutamol (Ventolin) Lsg. 0.5% (5mg/ml)
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p.os/i.v. Therapie |
kein Bedarf an systemischen Steroiden |
nur bei Kindern mit (frühkindlichem) Asthma bronchiale (s.o.) - nicht beim Kind mit einer erstmaligen infektassoziierten obstruktiven Bronchitis Prednison (Prednison) Tbl. à 5/20/50mg p.o.
Alternativ bei Kindern ≤25kg: Betamethason (Betnesol) Tbl. à 0.5mg p.o.
Alternativ bei Unmöglichkeit oraler Einnahme: Prednisolon (Klismacort), Prednison (Rectodelt) supp. 100mg rectal |
Methylprednisolon (Solu-Medrol) i.v.
Magnesiumsulfat 50% (500mg/ml, 2 mmol/ml) i.v.: Dosierungsschema
Alternativ: Salbutamol (Ventolin) Inf Konz i.v.
1-4 mcg/kg/min |
Hospitalisation |
Ambulante Therapie? |
Hospitalisation? |
IPS Verlegung? |
Indikation zur Hospitalisation
- ausbleibende Besserung innerhalb 1-4 Stunden trotz adäquater Therapie
- Sauerstoffbedarf oder schlechter AZ oder relevante Trinkschwäche
- Familiäres und soziales Umfeld kann eine adäquate Überwachung/Therapie nicht gewährleisten
Ambulante Weiterbehandlung
- Adaptation der Inhalationsintensität und –frequenz auf 2-4 Hübe Salbutamol (Ventolin) pro Inhalation max 4-stündlich
- Elternmerkblatt abgeben (neben Zimmer 4 auf Papier oder hier)
- Besprechung Therapie mit Leukotrien-Rezeptor-Antagonist (LTRA): Montelukast (Lukair p.o.: 6Mte - 5Jahre 4mg 1 x tgl.; 6-14Jahre 5mg 1x tgl.; >14J 10mg 1x tgl.); evtl. bei Beginn des Infektes für 7-14 Tage. Zur vorbeugenden Therapie (bei gehäuften Episoden und hohem Leidensdruck) für 8-12 Wochen
- Besprechung Therapie mit inhalativen Steroiden bei V.a. (frühkindliches) Asthma bronchiale: z.B. Fluticason (Axotide) DA 50mcg/125mcg/250mcg 1-2x tgl. zur vorbeugenden Therapie. Indikation mit pädiatrischem Pneumologen besprechen
- Ein Asthma-Behandlungsplan kann dem Patienten abgegeben werden. Vorlage im Medfolio unter "Uebersicht Berichte" -> "Neuer Bericht erstellen" -> "Berichte" -> "Asthma Behandlungsplan Kispi Lu"
- Ein Kinderarzt / Hausarzttermin an den Nachfolgetagen sicherstellen
- Bei Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Betreuung, Nachkontrolle in der Pneumologie-Sprechstunde vereinbaren 4-6 Wochen nach Austritt
- Bei Nachkontrollen Kinderpneumologie: Fragebogen durch Eltern ausfüllen und in die Sprechstunde mitbringen lassen
Quellen
- Empfehlungen zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen im Kindesalter, SGPP/PIACH 2009. Paediatrica Vol. 20, No3, 2009
- Augsburger F et al. Versorgung und Therapie des akuten Asthmanfalls bei Kindern auf der Notfallstation. Swiss Medical Forum 2017;17(11)