Therapie akuter Schmerzen
Grundsätze:
- Immer zuerst die Ursache beheben
- Keine falschen Erwartungen: Interventionen benötigen eine Anästhesie, nicht nur eine systemische Schmerztherapie
- Wenn immer möglich oral: oral vor rektal vor nasal vor intravenös
- Nichtopiate als Basis - Opiate dazu bei Bedarf
- Immer fragen: Ist eine Regionalanästhesie möglich?
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
NSARs sind generell besser wirksam als Paracetamol, sie sollen daher bevorzugt eingesetzt werden.
Merke: KEINE NSAR bei:
- Dehydrierung
- Potentiell beeinträchtigter Nierenfunktion
- Hämorrhagischer Diathese
- Patienten unter Chemotherapie
- Nach neurochirurgischen Eingriffen
Im Kinderspital Luzern verwendete NSAR und deren enterale (oral, rektal) Dosierung:
Medikament | Einzeldosis | Maximale Tagesdosis |
Diclofenac (ab 1-jährig) |
1-2 mg/kg | 3 mg/kg |
Ibuprofen (ab 6 Monaten) |
10 mg/kg | 40 mg/kg |
Paracetamol
Paracetamol ist in der Kindermedizin etabliert. Es gibt Erfahrung schon ab dem Frühgeborenenalter. Die Wirkstärke ist geringer als die von NSAR, daher sollte Paracetamol nur bei Vorliegen von Kontraindikationen für NSAR verwendet werden. Die grosse Gefahr ist die Lebertoxizität bei Überdosierung.
Lebensalter | Maximale tägliche Dosis Paracetamol |
< 3 Monate | 60 mg/kg während maximal 48 Stunden |
> 3 Monate | 100 mg/kg während maximal 72 Stunden |
Metamizol
Metamizol wirkt gut analgetisch, unter anderem auch bei viszeralen Schmerzen (Koliken). Die Hauptnebenwirkungen sind ein Blutdruckabfall bei rascher Bolusinjektion sowie sehr selten Agranulozytosen. Der Einsatz von Metamizol ist immer dann zu erwägen, wenn ein relevanter Opiatbedarf besteht.
Applikationsweg | Dosis Metamizol | Bemerkung |
oral | 15 mg/kg | Tropfen |
intravenös, Einzeldosis | 15 mg/kg | Kurzinfusion oder ausnahmsweise als langsame Bolusinfusion |
intravenös, Dauertropf | 50-75 mg/kg |
Steroide
Steroide wirken analgetisch und antiemetisch. Die Wirkung ist gut belegt bei der Tonsillektomie, bei Zahnextraktionen und bei der laparoskopischen Cholezystektomie. Dosis: Dexamethason 0.5 mg/kg i.v. (maximal 8 mg).
Opiate
Grundsätze:
- Die Soforttherapie starker Schmerzen erfordert Opiate
- Opiate müssen immer nach Bedarf titriert werden
- Verstellen der Infusionsrate bei einer Opiatdauerinfusion wirkt sich erst in einigen Stunden voll aus: Bolus bei ungenügende Analgesie
- Bei der Gabe von Opiaten müssen Kinder adäquat überwacht werden (Pulsoxymetrie)
- Verschiedene Opiate nicht kombinieren
Nalbuphin
Nalbuphin (Nubain®) eignet sich zur Behandlung mässig schwerer Schmerzen bei kleinen Kindern. Zur Verhinderung des Injektionsschmerzes kann Nalbuphin 1:1 mit Lidocain 1% gemischt werden.
Applikationsweg | Dosis Nalbuphin | Bemerkungen |
intravenös, Einzeldosis |
0.1-0.2 mg/kg | eventuell repetiert |
intravenös, Dauertropf |
40-100 μg/kg/Std | 1 mg/kg in 50 ml: 2-5 ml/Std |
nasal | 0.3-0.4 mg/kg |
Oxycodon
Oxynorm®-Tropfen (5 mg/ml) eignen sich zur oralen Therapie akuter Schmerzen. Sie werden am LUKS als Standard in der Akutschmerztherapie eingesetzt und am Kinderspital bei Adoleszenten verwendet.
Applikationsweg | Dosierung Oxycodon |
oral | 0.1 mg/kg |
Adjuvante Medikamente
Zur Prophylaxe von postoperativer Übelkeit und Erbrechen (PONV) werden Ondansetron und Dexamethason verwendet. Es macht meist wenig Sinn, bei Versagen der Prophylaxe nochmals dieselbe Substanz zu verabreichen. PONV ist bei Kindern unter 2 Jahren selten ein Problem.
Medikament | Dosierung | Bemerkungen |
Ondansetron | 0.1 mg/kg p.o. oder i.v. (max. 4 mg) |
Kopfschmerzen Obstipation erhöhte Leberwerte |
Dexamethason | 0.5 mg/kg i.v. (max. 8 mg) |
Gut zur Prophylaxe, langsamer Wirkungseintritt bei Therapie |
Droperidol | 10 µg/kg i.v. | Nur bei grösseren Kindern verwenden Nur als Reservemedikament verwenden |
Meclozin + B6 + Coffein | 1 mg/kg p.o. oder p.r. | Itinerol B6® |