Allergische Proctocolitis
- Synonym
- Definition
- Klinik
- Diagnostik
- Spontanverlauf
- Wiedereinführung von Kuhmilchprodukten nach Risikoabschätzung bei milden nicht IgE-vermittelten Kuhmilchproteinallergien /FPIAP
- Schema Wechsel von Spezialformula (eHF, AAF) auf Säuglingsschoppen auf Basis Kuhmilch
- Literatur
Autor: Dr. med. Johannes Spalinger und Dr. Franziska Righini, (päd Gastroenterologie)
Version: 05/20 (Version 04/07 komplett überarbeitet)
Synonym
Food-Protein induzierte Proktocolitis des Säuglings, Mutter- oder Formulamilch-induzierte Proktocolitis, Nicht-IgE-vermittelte Kuhmilchproteinintoleranz.
Definition
Gutartige Blutbeimengung im Stuhl, bei gesund erscheinenden Säuglingen.
Typischerweise in den ersten Lebensmonaten manifest, sowohl beim gestillten wie auch Formula-ernährten Kind.
Intestinale nicht IgE-vermittelte „immunologische“ Reaktion auf Nahrungsmittelproteine wie Kuhmilch, Ei, Soja, Weizen, Fisch oder multiple Proteine, welche die stillende Mutter einnimmt (am häufigsten Kuhmilchprotein) bzw. auf Kuhmilchproteine in der Formulamilch.
Klinik
Blut- und Schleimauflagerungen auf den Stuhl, oft verminderte Stuhlkonsistenz. Die Säuglinge sind in der Regel in einem guten AZ, gutes Gedeihen, kein Fieber, selten Anämie.
Typisches Alter bei Beginn 1 – > 8 Wochen, jedoch auch beim älteren Säugling möglich.
Diagnostik
klinische Diagnose, beachte DD "blutige Stühle"
Zusatzuntersuchungen
Merke: FPIAP ist eine klinische Diagnose!
- Hb, Blutbild inkl. Differenzierung (Eosinophilie), Quick
- Stuhlausstrich (Eosinophile) im frischen Stuhl (wird nicht von allen Labors gemacht).
-
Keine Allergieabklärung notwendig:
- Spez. IgE und Prick-Test sind in der Regel negativ, daher nur bei zusätzlichen Symptomen einer Allergie vom Sofort-Typ (IgE-vermittelt) oder zusätzliche Risikofaktoren
- Risikofaktoren für Entwicklung einer Kuhmilchallergie (IgE-vermittelt:
- Atopie-Anamnese (1° Verwandte mit Allergien, Neurodermitis)
- Mixed feeding oder ausschliessliches Formulafeeding
Spontanverlauf
- 20% der Gestillten spontanes Verschwinden ohne Diätrestriktion der Mutter
- Toleranz-Entwicklung innerhalb 1 (- 3) Jahren - ausgezeichnete Langzeitprognose
- Mit der Beikost können in der Regel langsam Kuhmilchproteine in verarbeiteter Form eingeführt werden
- Diese Erkrankung prädisponiert nicht zu einer längerfristigen Kuhmilchprotein-Allergie
Wiedereinführung von Kuhmilchprodukten nach Risikoabschätzung bei milden nicht IgE-vermittelten Kuhmilchproteinallergien /FPIAP
- Nach einer definierten Phase (Plan A oder B) einer strikten kuhmilchfreien Ernährung und deutlicher Verbesserung der Symptome, erfolgt eine schrittweise Wiedereinführung von Kuhmilchproteinen
- Wiedereinführung unter Anleitung Ernährungsberatung wird empfohlen
Diagnosebestätigung/diagnostischer Eliminationsversuch: 2 - 4 Wochen Bestätigte Diagnose – Wiedereinführung: ab 6. – 9. Lebensmonat (bei sehr milden Verlaufen früher) |
Voraussetzungen
- Kind in gutem AZ (kein Infekt, keine wesentliche GI Beschwerden, kein Neurodermitis-Schub)
- Keine aktuelle Medikation, welche Einfluss hat auf GI-Trakt (Antibiotika)
- Keine Refluxmedikation (i.R.)
- Gute Dokumentation: Erbrechen, Hautausschlag, Änderungen Darmtätigkeit, Blut im Stuhl
Praktisches Vorgehen bei der Einführung von Milchprodukten
Literatur
- Meyer R, Chebar Lozinsky A, Fleischer DM, et al. Diagnosis and management of Non‐IgE-gastrointestinal allergies in breastfed infants—An EAACI Position Paper. Allergy. 2020;75:14–32. https ://doi.org/10.1111/all.1394
- Venter C, Brown T, Shah N, Walsh J, Fox AT. Diagnosis and management of non-IgE-mediated cow’s milk allergy in infancy—a UK primary care practical guide. Clin Transl Allergy. 2013;3(1):23.
- Nowak-Węgrzyn A, Katz Y, Mehr SS, Koletzko S. Non-IgE-mediated gastrointestinal food allergy. J Allergy Clin Immunol 2015; 135:1114.