Nierenfunktion: Glomerulär

Inhaltsverzeichnis

Autor: T. J. Neuhaus
Version: 07/13

Allgemeines

  • Für Routine und Verlaufskontrolle genügen die Bestimmung von Kreatinin und Harnstoff im Plasma. Das Kreatinin wird glomerulär filtriert und im Tubulus weder sezerniert noch rückresorbiert (Ausnahmen s. unten) und eignet sich daher zur Beurteilung der glomerulären Funktion.
  • Die Normwerte sind abhängig von Alter und Muskelmasse (Kreatinin), resp. vom Ernährungszustand (Harnstoff). Je nach Labor und Methode können insbesondere die Kreatininwerte beträchtlich variieren. Bei prärenaler Niereninsuffizienz (z.B. Dehydrierung) ist das Kreatinin eher mehr erhöht als der Harnstoff, bei akuter Glomerulonephritis eher der Harnstoff höher als das Kreatinin. Unter Steroidtherapie kann der Harnstoff ansteigen (Katabolismus).
  • Neugeborene haben ein physiologisch erhöhtes Plasmakreatinin: (1) entspricht das Kreatinin unmittelbar nach der Geburt demjenigen der Mutter, und (2) wird – im Gegensatz zu später (= jenseits der Neonatalperiode) – ein signifikanter Anteil des glomerulär filtrierten Kreatinins tubulär rückresorbiert.
  • Die exakte Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) ist indiziert bei Verdacht auf leichte bis mässige Einschränkung der GFR, da das Plasmakreatinin (und andere Marker wie Cystatin C) erst bei einer Reduktion der GFR auf etwa die Hälfte signifikant ansteigt. Ursache ist eine zusätzliche tubuläre Sekretion des Kreatinins bei zunehmender Niereninsuffizienz.
  • Die Bestimmung der Kreatinin-Clearance mittels 24h-Urinsammlung ist notorisch unzuverlässig und daher überholt. Die Bestimmung des Kreatinins im Urin dient vielmehr der Berechnung von Quotienten ausgewählter Substanzen (siehe Urolithiasis und Nierenfunktion: Tubulär)

Glomeruläre Filtration

  • Norm > 100 ml/min pro 1,73m2 Körperoberfläche (gilt für Kinder > 1 Jahr)
  • Vereinfachte „Schwartz“-Formel: GFR (ml/min pro 1,73m2) = 40 (= Korrekturfaktor k) x Länge (cm) / Plasmakreatinin (mmol/l). Achtung: Korrekturfaktor je nach Labor verschieden!

 

Quelle:

  1. Schwartz GJ et al: Pediatrics 1976;58:259-63 (Abstract)