Status epilepticus
15.10.24 - Algorithmus angepasst mit Clonazepam statt nicht mehr lieferbarem Lorazepam (Grafik)
17.07.24 - max ED Clonazepam ergänzt: Clonazepam 0,02 mg/kg (max ED 0.5mg)
11.03.24 - Midazolam als Alternative für Clonazepam für i.v.
15.02.22 - First line Clonazepam: Langfristiger Lieferunterbruch: Lorazepam (LOR, Temesta)
- Definition des Status epilepticus (SE)
- Status epilepticus (SE) - Therapieempfehlung
- Algorithmus für initiale Therapie
- Labor- und apparative Untersuchungen beim SE
- Einige typische Fehler bei der Behandlung des Status epilepticus
- Bemerkungen
- Anhang: Zusammenfassung
Autor: Dr. med. Th. Schmitt-Mechelke
Version: 06/01 - Änderungen 1/2016, akt. 02/2022
Definition des Status epilepticus (SE)
tonisch-klonischer Anfall > 5 Minuten oder fokaler Anfall > 20 Min. oder mehrere kurze Anfälle hintereinander, ohne dass sich der Patient in der Zwischenzeit vollständig erholt
Letalität bei Kindern bis zu 10%, Neurol. Spätschäden bei bis zu 33%
Sonderformen: Febriler SE, Nichtkonvulsiver SE (Absence-Status, Petit-Mal-Status, ESES), Epilepsia partialis continua, rezidivierende Neugeborenenkrämpfe
Status epilepticus (SE) - Therapieempfehlung
Vitalfunktionen sichern
- stabile Seitenlage
- Atemwege freimachen, Absaugen
- Monitoring (Temperatur!)
- Klinische Beurteilung der Anfallssemiologie
- Dauer des Anfalls, nähere Umstände erfragen
Falls kein venöser Zugang
- Diazepam rectal (Diazepam Desitin, Stesolid)
- Vorschulalter, KG < 20 kg: 5 mg, KG > 20 kg: 10 mg
- alternativ
- 1 x Fertigspritze Buccolam gemäss Alter (2,5 bis 10 mg)
Falls venöser Zugang
- Blutentnahme (s.u.)
Clonazepam 0,02 mg/kg (max ED 0.5mg) langsam i.v.
oder
Midazolam 0.1-0.2mg/kg/Dosis (max ED 10mg)
(Temesta / Lorazepam: Langfristiger Lieferunterbruch: Lorazepam 0.1 mg/kgKG IV (max. ED 4 mg)
- warte 5 min. Persistierender SE? →
- Wiederholung derselben Dosis;. IPS vorinformieren (insges. max. 3 x Benzodiazepine)
- warte 5 min. Persistierender SE ? →
Phenobarbital (PHB, Luminal) 10 mg/kgKG IV
- warte 7 min. Persistierender SE? →
- Wdh derselben Dosis (Bei Response: Erhaltungsdosis 3-5 mg/kgKG in 2 ED, Beginn nach 12h nach Talspiegelbestimmung)
- warte 7 min. Persistierender SE? →
Levetiracetam (Keppra) 40 mg/kgKG (Kurzinfusion)
- Persistierender SE? → IPS → Midazolam DI oder
"Barbituratkoma"
- Intubation und Relaxierung/kontrollierte Beatmung / EEG-Monitoring)
- Thiopental (Trapanal, Pentothal) Bolus 5 mg/kgKG, dan DT 2-5 mg/kg x h
- Kontinuierliches RR/EEG-Monitoring, meist katecholaminpflichtige arterielle Hypotension
Algorithmus für initiale Therapie
Bei allen Patienten mit Bewusstlosigkeit | Bei allen Patienten mit unklaren Krampfanfällen | Beim SE im Einzelfall zusätzlich zu erwägen |
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Einige typische Fehler bei der Behandlung des Status epilepticus
- keine "Status-Prophylaxe": Mangelhafte Eltern-Aufklärung über Fiebersenkung, Rektiolen/Temesta-Gabe, Notfallmassnahmen, mangelhafte Ausstattung mit Rektiolen/Temesta bei vorangegangenem Anfall, auch Fieberkrampf!
- Vorschnelle Intubation bei vermeintlich drohender Hypoxie
- Überdosierung eines atemdepressiven Antikonvulsivums
- Unterdosierte AED-Initialdosis
- Fehlende oder zu späte Applikation der AED-Erhaltungsdosis
- Inadäquate Antipyrese beim febrilen SE
- Fehlende oder inadäquate Behandlung der Grunderkrankung
- Fehldiagnose. Cave Verwechslung mit Streck/Beuge-Synergismen beim Mittelhirnsyndrom und drohender Einklemmung
Bemerkungen
- Zur Not können Benzodiazepine und Phenobarbital auch intraossär verabreicht werden. Wirksamkeit von Midazolam (Dormicum 0.1-0.2 mg/kgKG) intramuskulär bewiesen
- Bei repetitiven Neugeborenenkrämpfen Beginn mit Phenobarbital (2 x 10 mg/kg/KG langsam IV)
- Vit-B-6-Gabe (Pyridoxalphosphat, Benadon®-Gabe) z. Ausschluss des zugehörigen Stoffwechseldefektes im Einzelfall bei Kindern bis zum 18. Lebensmonat zu erwägen.
Dosis 50 mg - 100 mg Benadon® i.v., Response innert weniger Minuten. Im positiven Fall sollte Einzeldosis ca. 4-6 Wochen Rezidivanfall schützen