Ernährung bei geschwächtem Immunsystem aufgrund onkologischer Therapie
InhaltsverzeichnisAutoren: A. Habermacher, N. Chappuis (Ernährungsberatung LUKS), Dr. F. Schilling (Kinderonkologie), Dr. F. Righini (Kindergastroenterologie)
Version: 06/2020
Einleitung
Die meisten Kinder sind bei Ausbruch einer Krebskrankheit ausreichend ernährt. Im Rahmen der Therapie können Übelkeit und Erbrechen, Veränderung des Geschmackssinnes, Schmerzen, Durchfall oder Verstopfung auftreten. In diesen Situationen kann eine Betreuung durch die Ernährungsberatung hilfreich sein.
Ernährungsempfehlungen bei Krebserkrankungen
- den Nährstoffbedarf des Körpers abdecken
- energiereiche Ernährung bei Gewichtsverlust
- energiearme Ernährung bei übermässiger Gewichtszunahme
- kontrolliertes Essverhalten bei übermässigem Appetit
- Freude am Essen erhalten
Während der medikamentösen Therapie sollte so weit wie möglich ein guter Allgemein- und Ernährungszustand des Kindes erhalten werden. Die Freude am Essen spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.
Als Nebenwirkung der medikamentösen Therapie ist das Immunsystem des Kindes geschwächt. Deshalb ist es wichtig, hygienisch kritische Lebensmittel zu meiden um das Risiko einer nahrungsmittel-assoziierten Infektion (Salmonellen, Listeriose, Toxoplasmose, Aspergillus) zu verringern. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss darüber, bei welchen Lebensmitteln ein höheres Infektionsrisiko besteht und welche als unbedenklich angesehen werden.
erarbeitet von der Ernährungsberatung des LUKS; Standort Luzern, mn 07/12, aktualisiert nc/ah 06/20
*Deklaration von Fleischwaren (gekocht/roh)
- "ohne Kühlung haltbar": dabei handelt es sich um Fleischwaren, die bereits roh gelagert worden sind. Sie sind somit nicht für den Konsum geeignet. Ausser sie sind zusätzlich mit "gekocht" deklariert.
- "gekühlt bei max. 5° haltbar": dabei handelt es sich um Fleischwaren, die bereits vorgängig auf mindestens 72° Celsius erhitzt worden sind. Bei Einhaltung der Kühlkette sind diese Produkte also geeignet.
- "geräucherte Produkte": sowohl kalt wie auch heiss geräucherte Produkte sind für den Konsum nicht geeignet ausser sie werden zusätzlich noch gekocht.
Lebensmittelhygiene
Neben der Lebensmittelauswahl spielt auch die allgemeine Lebensmittelhygiene eine wichtige Rolle in der Vorbeugung von Infektionen. Bei der Essenszubereitung soll auf eine sehr saubere Arbeitsweise geachtet werden. Die Hände sollen vor dem Kontakt mit Esswaren, vor der Zubereitung und vor dem Essen gewaschen werden.
Folgende Punkte sollen bei der Lagerung, beim Einkauf und Restaurantbesuch beachtet werden:
- Speisen meiden, die abgelaufen sind oder verdorben sein könnten.
- Ungenügend gekühlte oder angebrochene und herumstehende Frischprodukte meiden. Beim Einkaufen gekühlte und tiefgekühlte Lebensmittel zuletzt auswählen und diese in einer Kühltasche transportieren. Tiefkühlkost, bei der die Kühlkette unterbrochen wurde, entsorgen.
- Angebrochene Kaltgetränke im Kühlschrank lagern und innerhalb von 24 Stunden konsumieren.
- Reine und unreine Bereiche in der Küche trennen. Unreine Bereiche sind Orte, wo rohes Fleisch, ungewaschenes Gemüse oder ungeschältes Obst aufbewahrt oder zubereitet werden. Gekochte Speisen immer von rohen Lebensmitteln trennen und separates Geschirr verwenden (Achtung bei Fondue Chinoise, Grillieren, Tischgrill).
- Erhitzen Sie bereits gekochte Lebensmittel beim erneuten Aufwärmen auf mind. 70°C. Langes Warmhalten der Speisen vermeiden.
- Einmal aufgetaute Lebensmittel sollen nicht wieder eingefroren werden. Tiefkühlprodukte im Kühlschrank auftauen.
- Beim Restaurantbesuch nur Mayonnaise/ Ketchup/ Senf aus Einzelverpackungen essen (nicht aus der Tube).
- Verwenden Sie für das Spülen von Geschirr keinen Schwamm oder Spüllappen, sondern eine Spülbürste, die 1x täglich in der Geschirrspülmaschine gewaschen wird. Abtrocknungstücher und Lappen etc. trocken halten, nach Gebrauch auswaschen und täglich auswechseln. Bei mind. 60°C waschen.
Quellen
- Hygiene-Tipps für immunsupprimierte Patienten zur Vermeidung übertragbarer Infektionskrankheiten_Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit
- Neutropenia and Risk for Infection_Centers of Disease Control and Prevention
- BLV Listeria monocytogenes und der Konsum von Milch, Bundesamt für Lebensmittel und Veterinärwesen Lebensmittel und Ernährung 3. Fassung Bern, Juli 2017